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Wie ist es, wenn man seine Liebe zur Natur zum Beruf macht?

Kathrin Scheurich von Stadtnatur im Interview

Kathrin Scheurich kennt Geschichten von Berliner Pflanzen wie keine zweite. Andere Menschen mit Naturerlebnissen zu begeistern ist eine Herzensangelegenheit für die Natur- und Umweltpädagogin. Deshalb macht sie aus ihrer Leidenschaft einen Beruf und gründet 2014 ihr eigenes Unternehmen, mit dem sie Führungen durch das grüne Berlin anbietet. Am Langen Tag der StadtNatur lädt sie ein zur Großstadtsafari durch den Tiergarten und kulinarischen Entdeckungsreise entlang der ehemaligen Berliner Mauer. Ja, Blätter von bestimmten Bäumen kann man essen. Ziemlich toll, finden wir! Deshalb stellen wir euch Kathrin hier vor.

Was genau hast du dir mit deiner Firma „Stadtnatur“ zur Aufgabe gemacht?
Ich habe Stadtnatur Berlin gegründet, um noch mehr Menschen für die Natur zu begeistern, mit besonderen Naturerlebnissen direkt vor der Haustür!

Wie ist das Gefühl, draußen in der Natur zu arbeiten?
Wenn wir uns die Zeit nehmen, um genau hinzuschauen, entdecken wir immer wieder großartige Dinge in der Natur. Es ist wunderbar, diese kleinen Rätsel da draußen gemeinsam zu lösen. Und wenn wir besonders aufmerksam und konzentriert sind, können wir uns als Teil des großen Ganzen fühlen. Ich sehe mich dabei als „Diedrich“, also als Schlüsselfigur, um Mensch und Natur zusammenzubringen.

Was ist das Tollste an deinem Beruf?
Dass die Erlebnisse in der Natur so vielfältig und reichhaltig sind, wie die Stadtnatur selbst.

Du nimmst die Menschen mit auf städtische Erkundungstouren. Was macht Berlins Natur so besonders?
440.000 Stadtbäume, 20.600 Tier- und Pflanzenarten, 1500 Füchse, 600 Naturdenkmäler, 120 Biber, 17 Fledermausarten... ein Mosaik aus unterschiedlichen Grünflächen vom Friedhof bis zum Gemeinschaftsgarten sorgt in Berlin für eine besonders reiche Artenvielfalt. Dennoch sind über die Hälfte der Arten gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Wir sollten alle Anstrengungen unternehmen, um diesen grünen Schatz zu erhalten.

Bei welcher Pflanze sind die Menschen am meisten überrascht, dass man sie essen kann?
Mittlerweile ist das Wissen um essbare Kräuter schon weit verbreitet. Vor ein paar Jahren haben die meisten Besucherinnen noch große Augen gemacht, wenn ich ein Gänseblümchen von der Wiese im Britzer Garten gepflückt und mir in den Mund gesteckt habe. Dennoch sind tolle und vielseitige Kräuter wie Brennnessel und Giersch mancherorts noch immer zu Unrecht als „Unkraut“ verschrien.

Du bist dieses Jahr wieder beim Langen Tag der StadtNatur dabei! Was erwartet uns?
Ich starte mit meiner Mitarbeiterin Katharina Pahl mit der beliebten Großstadtsafari im Großen Tiergarten, bei der wir mit Familien wilde Tiere in der Stadt entdecken. Am Sonntagmorgen geht es auf der neuen Stadtnatur-Familienführung zu den Wurzeln der Stadt abenteuerlich weiter: Da erzählen Berliner Pflänzlein Berliner Geschichten. Mit einem besonderen Highlight endet der Lange Tag der Stadtnatur: Ostberliner Wildkräuter treffen auf westdeutsche Weine um und im Restaurant Mauerwinzer entlang der ehemaligen Mauer.

Muss der Mensch wieder mehr zurück zur Natur?
Unbedingt! Direkte Naturerfahrungen sind wichtig für eine gesunde geistige und körperliche Entwicklung. Nicht zuletzt die Zunahme von ADHS, Burn-Out und anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen zeigt uns das Erfordernis, umzudenken. Studien beweisen, dass schon 20 Minuten Aufenthalt im Wald das Wohlbefinden signifikant steigert. Klingt doch eigentlich ganz einfach, oder?