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2.000 Quadratmeter - Zu Besuch auf dem Weltacker

Wer einmal den Berliner Weltacker im Botanischen Volkspark Pankow besucht hat, wird eine Zahl nicht mehr vergessen: 2.000 Quadratmeter. Diese Zahl verändert den Blick auf alles. Auf die mittags bestellte Pizza, die Fahrt ins Grüne mit dem Auto, den täglichen Kaffee, die Jeans im Kleiderschrank. Denn etwa 2.000 Quadratmeter hätte jeder Mensch zur Verfügung, wenn wir die gesamte Ackerfläche der Erde gleich aufteilen würden.

 

 

Die Macher*innen des Weltackers in Pankow möchten auf genau dieses Thema aufmerksam machen. Denn die Nutzung des vorhandenen Ackerbodens ist ungleich aufgeteilt. Während ihn die einen im Überfluss beanspruchen, sterben jedes Jahr Millionen Menschen an den Folgen von Unterernährung. Dabei erhitzt das Thema Ernährung die Gemüter wie kaum ein anderes. Unversöhnliche Auseinandersetzungen rund um Veganismus, Fleischkonsum und Landwirtschaft gipfeln häufig in starren Glaubensbekenntnissen. Ehrliche Antworten und objektive Fakten finden sich auf dem Berliner Weltacker.

 

Was wächst auf den Äckern der Welt?

Das Weltacker-Team baut auf 2.000 qm in Pankow die 45 wichtigsten Ackerkulturen in genau dem Verhältnis an, wie sie weltweit auf den Fel­dern wachsen. Zum Beispiel wird allein die Hälfte der Fläche mit vier Feldfrüchten bestellt: Weizen, Mais, Reis und Soja – auf dem Berliner Weltacker und welt­weit. Bis auf den Reis werden diese Kulturen aber zum größeren Teil an Tiere verfüttert oder in Energie und Industrierohstoffe umgewandelt.

 

 

Wie viel wächst auf 2.000 Quadratmetern?

Der durchschnittliche Jahresertrag von 8.500 Kilogramm Kartoffeln in Deutsch­land oder 2.500 Kilogramm grünen Boh­nen in Frankreich machen eines deutlich: Auf 2.000 qmwächst mehr, als ein Mensch essen kann. Wäre aber darauf – statt Nahrungsmitteln – Biomasse angebaut, würde man mit dem daraus gewonnenen Biodiesel nur 3.400 Kilometer weit kommen. Das Acker-Kontingent für einen Menschen für ein Jahr wäre mit einer Fahrt von Berlin nach Süditalien und zurück aufgebraucht.

 

Ein Ort zum Lernen und Mitmachen

Ziel der Macher*innen ist es, die weltweite Land­wirtschaft begreifbar zu machen. Der praktische Zugang zur Nutzung und Verteilung von Acker­boden wirft immer weitere Fragen auf. Was wird weggeworfen? Wer importiert von wem wie viel „Acker”? Wer bekommt weniger, wenn mein Lebensstil mehr als 2.000 qm Ackerfläche beansprucht? Fragestellungen, denen sich auf verschiedene Weise genähert wird. Das „Global Bean Projekt“ soll zum Beispiel Hülsenfrüchte in Küche, Garten und aufs Feld bringen. Ackertouren zur „Planetary Health Diet“ zeigen, wie sowohl die Gesundheit des Menschen als auch die unseres Planeten geschützt wird. „Die lange Reise (m)eines T-Shirts“ richtet den Blick auf die Baumwolle. Kurse für Schulklassen, Studierende und Familien zeigen den Einfluss der Landwirtschaft auf die Erderwärmung. Und Mitarbeiter*innen aus dem Einzelhandel bekommen eine lebendige Vorstellung von den Auswirkungen der Warenproduktion auf den Treibhauseffekt. Der Weltacker lädt auf eine Reise in die komplexen Zusammenhänge von Landwirtschaft, Klima und dem eigenen Konsum ein. Angebo­ten werden das ganze Jahr über Kurse, geführte Touren oder ein Besuch auf eigene Faust. Und bei einigen sind am Ende des Tages gleich mehrere Groschen gefallen.